
*Werbung* 5. Adventskalender-Geschichte 2022 Türchen 2.
Adventskalender-Geschichte Türchen 2.
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Hey, Hallo und schön, dass Ihr da seid.
Heute machen wir weiter mit dem 2. Türchen.
Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen.
Eure Lesemamas
Das Türchen Nummer 2. kommt von der Autorin Calin Noell
Sie kannte die Strecke, die sich träge den Berg hinaufschlängelte, doch bereits nach wenigen Minuten leuchtete sie immer wieder nach links zwischen die Bäume. Der direkte Weg, abseits der asphaltierten Straße, wäre sehr viel kürzer.
Aber auch unheimlicher.
Unentschlossen ging sie weiter, bis ihre Schuhe bei jedem Schritt ein matschendes Geräusch von sich gaben. Sie waren vom Schnee bereits völlig durchnässt und hatten sich vollgesogen. Vermutlich würde sie eine Lungenentzündung bekommen. Sie seufzte und leuchtete erneut mit der Taschenlampe ihres Smartphones die Bäume ab.
Was soll’s, dachte sie sich fröstelnd und marschierte auf die erste Reihe Tannen zu. Sie gehörte nicht zu der ängstlichen Sorte Frauen, dafür war ihr Realitätssinn viel zu ausgeprägt und es würden wohl kaum irgendwelche Trolle aufkreuzen und sie verschleppen. Auch für Serientäter, welcher Art auch immer, war diese Gegend viel zu einsam gelegen. Hier jemandem auflauern zu wollen, wäre aussichtslos. Niemand wusste, dass sie kommen würde, es gab nur wenige Hütten, eine Einsamkeit, die sie liebte, einen Gewaltverbrecher aber vermutlich in den Wahnsinn treiben würde. Das zumindest redete sie sich ein, während die Bäume um sie herum jegliches Licht verschluckten. Lediglich der kleine Kegel ihrer Smartphone-Taschenlampe bot noch ein wenig Helligkeit. Vorsichtig kämpfte sie sich den Berg hinauf. Sie war noch nicht weit gekommen, als es unvermittelt hinter ihr knackte. Erschrocken fuhr sie herum, was sich auf dem steilen Abhang als ziemlich dumm erwies. Sie rutschte weg und fiel.
„Ah!“, schrie sie atemlos und versuchte verzweifelt, einen Halt zu finden, während sie einige Meter hinabrollte. Ein Baumstamm rettete sie, auch wenn sie hart dagegen prallte. „Verdammte Scheiße!“, fluchte sie, drehte sich vorsichtig ein Stück und rieb sich über die schmerzende Seite. Atemlos versuchte sie sich zu beruhigen und rappelte sich in eine sitzende Position. Im selben Moment fuhr sie panisch zusammen. Sie hatte ihr Smartphone fallengelassen. Es lag etwa drei Schritte von ihr entfernt im Schnee und leuchtete einen unheimlich aussehenden, dunklen Schemen an, eindeutig ein Mann. Erstarrt wie eine Säule aus Eis bewegte er sich nicht mehr, fixierte sie aber eindeutig mit seinem Blick.
„Wer sind Sie? Was wollen Sie?“, rief sie mutiger, als sie sich fühlte, ohne den Kerl aus den Augen zu lassen. Ihr Herz raste, während sie sich mühsam zurück auf die Beine kämpfte, ganz langsam, um ja keine hastige Bewegung zu machen. „Soll das ein Scherz sein? He! Ich weiß, dass Sie da eben noch nicht standen, also können Sie sich bewegen.“ Das, was sie sah, ließ sich mit ihrem Verstand kaum in Einklang bringen und wäre dies eine Geschichte, die man kleinen Kindern erzählte, hätte sie genau an dieser Stelle gesagt, dass direkt vor ihr niemand anderer als Santa Claus stand, der Weihnachtsmann, der genauso aussah, wie jeder ihn kannte. Nur lebte sie eben in der Realität, der echten Welt und obwohl sie längst wusste, dass es sich hier nicht um eine billige Imitation handelte, dies kein Kaufhaus-Weihnachtsmann einer Vermittlungsagentur war, konnte sie sich genau das nicht eingestehen. Hatte sie sich bei dem Sturz vielleicht den Kopf angeschlagen, ohne es zu merken?
„Ich wollte dich nicht erschrecken, Karin“, sagte er plötzlich mit tiefer Stimme.
Sie zuckte zusammen, während ihr ein eisiger Schauder über den Rücken lief.
Er hatte ihren Namen genannt, einen Namen, den er gar nicht kennen konnte. Abrupt drehte sie sich um und rannte. Vergessen waren ihre nassen Füße, der steile Aufstieg und ihr Smartphone. “Bitte lass mich gleich aufwachen und am Kaminfeuer sitzen!”, flehte sie stumm und kämpfte unvermittelt mit den Tränen. Was für eine Scheiß-Realität sollte das hier sein?
Adventskalender-Geschichte Türchen 2.

