Adventskalendergeschichte
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Werbung 4. Adventskalendergeschichte 2021 Türchen 8

 

Adventskalendergeschichte

 

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Hey, Hallo und schön, dass Ihr da seid.

 

Heute, mit Türchen Nummer 8, haben wir schon 1/3 der Geschichte erreicht.⁠
Das heutige Türchen 08.12.2021 kommt von Autor Peik Volmer

 

Türchen 8
Die Tür zum Bookworld-Café wurde ungestüm aufgerissen. Helga boxte Michaela mit ihrer grünpelzigen Faust in die Seite.
„Sag mal, ist das nicht …?“
„Fassen Sie sich, meine Gute, ich bin es tatsächlich!“
Der Herr in dem roten Kurzmantel und dem schwarzen Vollbart war ohne viel Federlesens auf den Stammtisch zugestürmt.
„Garçon? GARÇON!“
Stella näherte sich betont langsam. „Sie wünschen, mein Herr?“
Der Herr sah sie irritiert an.
„Einen Becher Eierpunsch. Und bringen Sie noch von diesen braunen Dingern!“
„Sie meinen die Zimtschnecken? Aber gern!“
Die junge Frau schlenderte mit enervierender Gelassenheit in Richtung Tresen.
„Laufen Sie immer so herum?“, erkundigte sich der Herr, neben Helga Platz nehmend. „Grün steht Ihnen nicht. Macht Sie zu blass. Versuchen Sie es mit Räucherlachs!“
„Ich muss doch sehr bitten“, verwahrte Helga sich empört. „Man erkennt doch wohl deutlich …“
„Mein Gott ja“, winkte er ab. „Seien Sie doch nicht so empfindlich! Glauben Sie, ich weiß nicht, dass die jungen Leute Sie ‚Grinch‘ nennen? Vergessen Sie nicht, wer ich bin!“
In diesem Augenblick kehrte Stella mit dem Bestellten zurück.
„Moment!“, rief der Herr, leerte den Becher in einem Zug, und gab ihn der verblüfften jungen Frau.
„Noch einen!“
„Also, für einen so berühmten Mann sind Sie bemerkenswert schlecht erzogen!“ Michaela rümpfte die Nase. „Ich meine … Sie sind doch der Regisseur, oder?“
„Der bin ich!“ Der Herr mit dem roten Kurzmantel senkte in gespielter Bescheidenheit den Kopf. „Ich habe diese Aufgabe übernommen, obwohl das Stück noch nicht geschrieben ist. Und erst recht ist nicht klar, ob nun die junge Karin oder Oma Ilse die Hauptperson sein soll. Oder etwa der Grinch mit der verlorenen Wette? – Prost!“ Er lachte höhnisch und leerte mit einem Zug den Becher, den Stella gerade vor ihm abgestellt hatte. „Moment!“, rief er hinter ihr her. „Noch einen!“ Dann biss er in das Gebäck. „Pfui Spinne!“, schüttelte er sich. „Zimt, auch das noch!“
„Das ist nicht weiter überraschend“, behauptete Michaela. „Es handelt sich um Zimtschnecken.“
„Entsetzlich“, stellte der Regisseur fest und nippte am dritten Becher Eierpunsch. „Nun gut. Wer die Hauptperson ist, muss noch geklärt werden. Das Thema ist Liebe, Magie und die Ewigkeit … Ooops? Das ist mir jetzt so rausgerutscht! Das sollte doch eine Überraschung … na egal. Frau Susanne schreibt das Stück, nehme ich an?“ Michaela nickte …
„Wir kennen uns, Susanne“, lächelte der Verkäufer mich an. Fröstelnd zog er seinen roten Kurzmantel enger um sich. „Gefallen dir meine Steine und Kristalle?“ Er schien sich in seiner Holzbude am Ende des Weihnachtsmarktes wie zu Hause zu fühlen, und brach eine der Zuckerstangen ab, um krachend hineinzubeißen.
„Ja, wir kennen uns gut“, erwiderte ich. „Nicht als Verkäufer, jedoch …“
„Ich bin perfekt in jeder Rolle“, lachte der Verkäufer, in dessen schwarzem Vollbart sich ein paar Zuckerstangenkrümel verfangen hatten. „Kommt es denn darauf an, was man tut? Verkäufer, Regisseur … ganz egal. Es kommt nur drauf an, wer man ist, und was man den Menschen bedeutet. Geh nach Hause, und schreib dein Stück!“
„Aber ich weiß noch nicht, wem ich die Hauptrolle geben soll!“
Er lachte herzlich. „Willst du dich wirklich entscheiden zwischen Karin, Helga, die auf keinen Fall grün tragen sollte, das macht sie blass, weißt du … und Oma Ilse? Den 24 jungen Leuten? Marion und Stella, die mir gerade den 5. Eierpunsch serviert haben?“
„Aber du bist doch hier“, antwortete ich überrascht.
„Ich bin überall“, stellte er lächelnd fest. „Überall dort, wo ich erwartet werde. Und in meinem Stück spielen alle die Hauptrolle.“
Er reichte mir einen wunderbar funkelnden, rubinfarbenen Kristall.
„Der ist so schön“, staunte ich. „Was bin ich schuldig?“
Er beugte sich vor und küsste mich auf die Stirn. „Dass wir uns wiedersehen. Jetzt geh. Du trägst alle Antworten auf deine Fragen in dir.“
Es war kalt und dunkel geworden, deswegen entschloss ich mich, den Bus zu nehmen. Ich grub in meiner Jackentasche nach Kleingeld.
„Ist schon gut, meine Dame“, rief der Fahrer heiter. Ich blickte in sein Gesicht – und staunte …

 

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