Adventskalendergeschichte
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Werbung 4. Adventskalendergeschichte 2021 Türchen 5

 

Adventskalendergeschichte

 

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Hey, Hallo und schön, dass Ihr da seid.

 

Heute kommen wir zu Türchen Nummer 5.⁠
Das heutige Türchen 05.12.2021 kommt von Autorin Aria Sees

 

Türchen 5
Der Stift zitterte in meiner Hand. Steif verharrte ich, traute mich nicht, mich umzudrehen. Meinen Blick fest auf Michaela gerichtet, die den Mund nicht mehr zubekam und jetzt auch noch das Blinzeln anfing. „Susanne“, flüsterte sie erstickt. „Der … der … kommt auf unseren Tisch z-zu“, stotterte sie weiter und mir blieb die Luft weg, als sie aus ihrer Starre erwachte und in Windeseile ihre Sachen zusammenpackte.
„Wer?“, hauchte ich hinaus und Panik brach in mir aus.
Doch gerade, als sich Michaela Jacke und Handtasche schnappen wollte, zog jemand den Stuhl neben mir geräuschvoll vom Tisch ab. Mit bebenden Lippen und nicht fähig, einfach zu verschwinden, gaffte sie den Neuankömmling an, während ich den Blick auf das Blatt senkte, und mir wünschte, Mäuschen klein zu sein.
Dadurch entging mir die mit zottelig grünem Fell überzogene Hand nicht, die eine Tasse dampfenden Kakao mit extra viel Sahne und Strohhalm auf unserem Tisch abstellte. Der Arm besaß nicht weniger Haare und so langsam wurde mir mulmig zumute.
Konnte das wirklich sein?
Mit klopfendem Herzen legte ich den Stift ab und riskierte einen scheuen Seitenblick, als sich das haarige Ding seufzend auf den Stuhl an unserem Tisch niederließ. Ich schluckte, weil sich ein grünes Gesicht mit tiefen Falten, buschigen Augenbrauen und noch mehr zotteligem Fell offenbarte.
Neben uns saß eindeutig und leibhaftig der Grinch!
Und das Schlimme war: Nicht nur ich konnte ihn sehen, Michaela konnte es offensichtlich auch.
Wie gebannt stierte ich den Weihnachtsmuffel an, der mit beiden Händen an der Tasse in gekrümmter Haltung unglaublich niedergeschlagen wirkte. Sein Blick schwenkte von Michaela zu mir und kurz zuckte ich zurück, als er mich direkt ansah. Doch da war etwas in seinen Augen, das mich beruhigte, mich mit Wärme empfing und mir bekannt vorkam.
„Was ist denn mit euch los? Ihr schaut ja noch dümmer drein als ich.“
„Helga?“, sprachen Michaela und ich gleichzeitig aus.
„Erwartet ihr jemanden anderen? Oder warum seid ihr so überrascht?“
„Ja, dich“, haute Michaela raus und wir zwei fielen in ein schallendes Gelächter. Die Anspannung verflog so schnell, wie sie gekommen war. Nur Helga schien von unserer Erleichterung nicht berauscht.
„Haha, sehr witzig“, gab diese murrend zurück. „Ich habe mir den Fummel nicht ausgesucht.“
„Nicht? Wer denn dann?“, hakte ich nach.
„Egal, wer die Idee hatte, dein Kostüm ist der Wahnsinn und sieht verdammt echt aus“, fand Michaela und pulte verlegen in der Zimtschnecke rum.
„Ja leider. Wisst ihr, wie oft ich heute nach einem Foto gefragt wurde oder wie viele Menschen vor mir zurückgeschreckt sind? Selbst meine Katzen gehen mir aus dem Weg oder fauchen mich an.“ Wieder seufzte Helga, während sie Mühe hatte, mit den haarigen Fingern den Strohhalm im Kakao zum Mund zu führen.
„Läufst du schon den ganzen Tag so rum?“, erkundigte sich Michaela schockiert.
„Schön wär‘s. Bereits seit gestern.“
Ich riss bestürzt die Augen auf.
„Ich habe eine Wette verloren.“

 

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